Eine Frage die immer wieder auftaucht, ist jene nach der Herkunft der Feigen, die für die Herstellung des Feigenkaffees notwendig waren. Angesichts der einstigen popularität des damals so bekannten und begehrten Kaffeesurrogats und der großen Anzahlan an Rösterreien, vorallem im deutschsprachigen Raum, muss der Bedarf an den süßen Früchten schier unermesslich gewesen sein. Nachdem nördlich der Alpen das Klima für den komerziellen Feigenanbau neben dem Fehlen der Feigenwespe, die für die Befruchtung der meisten Feigenarten eine ganz wesentliche Rolle spielt, nicht geeignet ist, stellt sich die Frage, woher kamen damals die vielen Feigen?
Natürlich wurden die Feigen aus wärmeren Regionen wie dem Mittelmeerraum oder aus den Stätden Kleinasiens importiert. Hier machte vor allem eine Statd, die seit den Tagen des Altertums ihren Platz als eine der reichsten Städte Kleinasiens behauptete, auf sich aufmerksam. Weder Seuchen und Kämpfe konnten dem Wohlstand Smyrnas auf Dauer etwas anhaben. In relativ kurzer Zeit gelang es den Bewohnern von Smyrna, dem heutigen Izmir, sich nach Rückschlägen stets wieder emporzuarbeiten. Der Handel mit Feigen, Trauben und ähnlichen Artikeln bewies sich immer als sicherstes Heilmittel gegen Katastrophen jeglicher Art.
Die Smyrnaer Tafelfeigen waren ein überaus gesuchter Handelsartikel, und ihr weltweiter Ruf war ein so hervorragender, dass selbst gleichwertige Feigen nicht gleich gut bezahlt wurden. Die enorme Nachfrage veranlasste Smyrna sogar dazu, von Morea und anderen griechischen Inseln große Mengen an Feigen zu importiern, nur um diese dann als eigene Feigen weiterzuverkaufen.
Die Feigenindustrie beschäftigte damals fast die gesamte Bevölkerung von Smyrna und brachte dieser ein gutes Einkommen. Die notwendigen Arbeiten waren nicht besonders anspruchsvoll, da die Früchte lediglich eingesammelt, getrocknet und verpackt werden mussten. Für die Trocknung der Feigen sorgt die Sonne, sodas hier keine weitere menschliche Arbeit notwendig gewesen wäre.
Die nebenstehenden Abbildungen zeigen die einzelne Arbeitsschritte der Beschäftigten in der Smyrnaer Feigenindustrie.
Nachdem man die Feigen auf großen Plantagen trocknete, wurden diese sortiert. Auf der Erde kniend, verrichteten gewöhnlich Frauen und Kinder dieses Arbeit. (Fig. 1)
Die sortierten Feigen wurden nun in Kistchen gepackt. Hierbei war es wichtig, dass diese sorgfältig übereinander gelegt wurden, damit sie entsprechend gepresst werden konnten. Diese Arbeit war die wichtigste und wurde lediglich von Männern, die sich eine gewisse Expertise angeeignet hatten, erledigt. (Fig. 2)
Die verpackten Kistchen wurden dann in großen Partien abgewogen (Fig. 3)
Nach dem Wiegen wurden die Feigen auf Kamelen zum Hafenplatz transportiert und in aller Herren Länder verschifft. (Fig. 4)
Die Kistchen, welche zur Verpackung der Früchte notwendig waren, wurden ebenfalls direkt in Smyrna in eigenen Kistenfabriken erzeugt. (Fig. 5)